Montag, 9. April 2012

Wandern im Vogelparadies

31/03 - 05/04

Nach dem „spannenden“ Rugby-Spiel am Freitag (30/03) hieß es am Samstag dann, den Rucksack mit so wenig Sachen wie nur möglich packen und ab zum Flughafen von Invercargill.
Wir wollten nämlich nach Steward Island fliegen und dort unseren ersten „Great Walk“ machen. Als "Great Walks" werden die neun wichtigsten und schönsten Mehrtages-Wanderungen in Neuseeland bezeichnet. Auf den Tracks gibt es verschiedene einfach ausgestattete Hütten, in denen man die Nacht verbringen kann. Diese Hütten haben weder Strom, noch Duschen, noch Kochmöglichkeiten, sondern bieten nur Matratzen in Hochbetten und einen Holzofen zum heizen. Der Great Walk auf Steward Island heißt "Rakiura Track" und geht über 36 km auf drei Tage verteilt.
Unser Flug nach Steward Island ging um 13.00 Uhr mit der größten Maschine, in der wir beide je gesessen haben (einschließlich dem „Barbie-Flieger“ von Angelas Tandem-Sprung ;-)).




Nach nur 15 Minuten doch überraschend ruhigem Fluges war es dann auch schon geschafft. Wir hatten Steward Island erreicht und machten uns gleich auf den Weg in unser Hostel für die Nacht, um uns auf unser Abenteuer, welches am nächsten Tag starten sollte, vorzubereiten. Das Hostel hieß "The View" und hatte wirklich eine sehr schöne Aussicht zu bieten.




Nachdem wir unsere Rucksäcke dann zum gefühlt 1000 Mal umgepackt hatten, machten wir uns auf den Weg zum DOC, um uns einen Platz in den Hütten zu reservieren, die entlang des Wanderweges liegen.
Den Abend verbrachten wir dann im einzigen Pub auf Steward Island. Dort lernte Angela zwei Neuseeländer kennen, Raewyn und Alex, die einen Fisch-Ausflug übers Wochenende machten. Diese luden uns dann auch gleich, ganz nach „Neuseeland-Manier“ ein, sie bei sich zu Hause (Invercargill) zu besuchen :-).
Am nächsten Morgen (01/04) war es dann aber soweit.
Unser „Room-Mate“, der am vorherigen Tag einen 10-Tageswalk beendet hatte (man konnte es riechen, denn in den Hütten gibt es keine Duschen ;-)), gab uns noch ein Paar letzte Tipps und wir machten uns auf, den „Rakiura Track“ zu beginnen.



Bis zum Beginn des eigentlichen Tracks muss man erst einmal 4 km an einer Straße entlang laufen. Das einzig spektakuläre bei diesem Abschnitt war ein Telefon, welches einfach an einem Baum an der Straße hing ;-)



Nach einer Stunde hatten wir dann endlich den offiziellen Startpunkt des Rakiura Tracks erreicht.



Ab da wurde der Weg dann immer schöner und führte uns bei strahlendem Sonnenschein an verschiedenen kleinen Buchten vorbei.




Das Tagesziel (01/04) war die „Port-William-Hut“. „Leicht“ geschafft von den ersten 12 km und dem ungewohnten gehen mit ca. 15 kg auf dem Rücken, erreichten wir diese gegen 14 Uhr.



Hier versuchten wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen, wurden aber leider so penetrant von Sandflies genervt, das wir kapitulierten und uns nach drinnen verzogen ;-).
Da am Tag zuvor die Uhr um eine Stunde zurück gestellt wurde, wird es hier jetzt immer schon um 19.00 Uhr dunkel. In den Hütten auf den Tracks gibt es keinen Strom, sondern nur einen Ofen zum heizen und Kerzen zur Beleuchtung, was uns an diesem Abend doch etwas entgegen kam, denn so „konnten“ wir früh ins Bett ;-).
Dafür waren wir dann aber am nächsten Morgen schon um halb 9 startbereit!
Der zweite Tag des Rakiura Tracks führt nur durch den Wald und ist auch der steilste Abschnitt (Es geht vom Meer aus bis auf 300 Meter, dann wieder runter und dann direkt wieder auf 300 Meter).  Da es noch recht früh am Morgen war, belohnte uns die Natur auch gleich mit dem „perfekten Licht“ im Wald.
Der erste Teil des Wegs ist noch präpariert und sehr gut zu gehen. Aber ab ca. der Hälfte des Weges lautete das Motto dann: „...über Stock und über Stein...“ , was mit Rucksack auf dem Rücken doch recht lustig ist, da man kein richtiges Gleichgewichtsgefühl mehr hat ;-) (ob das jetzt für alle Tramper zutrifft, keine Ahnung, aber bei uns sah die Sache bestimmt recht lustig aus!).




Steward Island gilt als ein echtes Vogelparadies und wir sahen und hörten während der Wanderung eine ganze Menge an unterschiedlichen einheimischen Vögel.




Nach 5,5 Stunden erreichten wir dann das Ziel dieses Tages: die „North-Arm-Hut“.
In der Hütte des Vortages waren die „Schlafsäle“ von dem Aufenthaltsraum getrennt gewesen. Die North-Arm-Hut war eher offen gehalten, wodurch der Ofen nicht nur den Aufenthaltsraum, sondern auch die Schlafräume mit heizte.



An diesem Abend teilten wir uns die Hütte mit noch fünf anderen Personen. Zwei Neuseeländern, einem Slowaken, einem bekloppten Spanier (dazu gleich mehr!) und Marjolein, einer Niederländerin, mit der wir schon zusammen in Thames gewwooft hatten und hier zufällig wieder getroffen hatten.

Der Spanier war nicht wie wir den Rakiura Track gegangen, sondern den 10-Tages-Walk. Aber er hatte weder eine wasserdichte Jacke, noch eine lange Hose, geschweige denn ein paar Wanderschuhe!!! Er ging den ganzen Weg in seinen normalen Straßenschuhen, die er unterwegs mit Angelschnur reparieren musste, damit sie ihm nicht von den Füßen fallen. Dazu muss man wissen, dass der 10-Tages-Walk durch das Hinterland von Steward Island führt, in dem die Wege nicht präpariert sind und es auch keine Brücken gibt. Das heißt man muss sich durch extremen Schlamm kämpfen und durch viele Bäche waten. Aber wie auch immer er es gemacht hat, er hat es geschafft.
An diesem Abend versuchten wir dann in der Hütte selbst einen Kompass zu bauen (mit Wasser einer Nadel und einem Blatt) und erzählten uns gegenseitig von unseren Reisen.



Am nächsten Morgen (03/04) machten wir uns dann wieder zeitig auf, die letzte Etappe zu beginnen, da jetzt jeder nur noch Duschen und endlich wieder etwas Richtiges essen wollte. (Wir hatten uns Nudeln vorgekocht, um nicht auch noch Gaskocher und Topf mitnehmen zu müssen. Sonst gab es vorallem Sandwichs und Müsliriegel während der 3 Tage.)
Der letzte Abschnitt des Tracks ist im Gegensatz zu den ersten zwei Tagen eher langweilig und bietet nicht so viel Spektakuläres mehr. So schafften wir die letzten 12 km in einer (für unsere Verhältnisse) Rekordzeit von nur 3,5 Stunden. Die letzte Herausforderung stand uns aber noch bevor. Unser Hostel lag an einer Straße mit einer „leichten“ Steigung. Das war wohl der schlimmste Berg der ganzen Wanderung!!! Als wir auch diesen geschafft hatten, gönnten wir uns erst mal eine ausgiebige Dusche und eine Portion Fish ´n Chips. Lecker!
Mittwochs (04/04) verbrachten wir dann den ganzen Tag (gezwungenermaßen) am Hafen von „Oban“ (der einzigen Stadt von Steward Island), da unser Rückflug erst um 17.30 Uhr ging. Nach der Landung in Invercargill, bei einem perfekten Sonnenuntergang, machten wir uns auf den Weg zu Raewyn und Alex, den Bekannten aus dem Pub.
Sie besitzen eine Farm in der Nähe von Invercargill, auf der sie Schafe züchten. So suchten wir im Dunkeln die richtige Straße und Hausnummer (die Nachbarn haben bestimmt gedacht, ein Einbrecher wäre unterwegs ;-)). Als wir endlich die richtige Farm gefunden hatten, stand auch quasi schon das Essen auf den Tisch (sogar mit Nachspeise!volles Verwöhnprogramm).
Donnerstag morgens (05/04) halfen wir dann Alex noch ein wenig dabei, die Pfosten des Elektorzauns von den Koppeln zu entfernen. Ein riesen Spaß. Wir fuhren einfach mit dem Quad an den Pfosten vorbei und zogen sie aus der Erde ;-). Danach durften wir noch Schafe von einer Koppel auf die andere „jagen“. Wieder per Quad :-).
Gegen 13.00 Uhr verabschiedeten wir uns dann von unseren Gastgebern und machten uns auf den Weg nach „Te Anau“ zu den „Milford Sounds“.


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